Historischer Annamarkt

Eine Stadt braucht ein Gedächtnis! - Dies gilt nicht nur für die neuere Geschichte, insbesondere für eine so vom Krieg gezeichnete, fast ausgelöschte Stadt wie die Stadt Düren. Ganz in diesem Sinne ist der „Historische Annamarkt“ in Düren ausgerichtet. Das Historienfest, welches in Düren seit 2001 veranstaltet wird, erinnert an eine Epoche, in der Blüte und Zerstörung der Stadt nah beieinander lagen: Die Zeit von 1501 bis 1543.

 

Ein Dieb, eine Reliquie … und die Folgen

Begonnen hat die Geschichte rund um den Annamarkt im Jahr 1500 mit einem aus Kornelimünster stammenden Steinmetz namens Leonhard, der in der Mainzer Stiftskirche St. Stephan arbeitete. Kurz vor dem Weihnachtsfest entwendete er das in der Kirche befindliche Annahaupt, brachte es von dort zunächst nach Kornelimünster und überließ es anschließend auf seinem Weg zurück nach Mainz dem Franziskanerkloster in Düren.

Bereits kurz nach Bekanntwerden, dass sich die Reliquie in Düren befindet - wir schreiben das Jahr 1501 - begann ein jahrelanger Rechtsstreit zwischen den Städten Mainz und Düren um den Verbleib des Annahauptes. Der Fall wurde zu einem hochpolitischen Akt und zu einem der größten Sensationsprozesse des Spätmittelalters, bei dem sich selbst der damalige Kaiser Maximilian I einschaltete. Entschieden wurde der Rechtsstreit im Jahre 1506 von Papst Julius II. höchst selbst, der in seiner Bulle vom 18. März 1506 festhielt: „Das Annahaupt bleibt in Düren!“

Als Wallfahrtsort erlebte die Stadt einen beachtlichen Aufschwung. Die Zahl der Pilgerinnen und Pilger, die zur Verehrung des Annahauptes nach Düren kamen, war für die damalige Zeit ungeheuer groß. Nach einem Reisebericht des Metzer Bürgers Philipp v. Vigneulles, der im Jahr 1510 nach Düren zur Anna-Reliquie pilgerte, sollen sich an einem Tag bis zu 20.000 Menschen in Düren aufgehalten haben. Als Wallfahrtsort kam Düren zu Reichtum und Wohlstand. Sichtbares Zeichen: Der Bau eines neuen Rathauses im Jahr 1520.

Es kamen aber nicht nur einfache Pilger nach Düren, sondern auch hohe geistliche und weltliche Persönlichkeiten. Im Jahr 1517 besuchte beispielsweise Kaiser Maximilian I. die Stadt und auch einer der berühmtesten deutschen Maler seiner Zeit, Albrecht Dürer, war 1520 in Düren und erwähnte den Besuch in seinem berühmten Reisetagebuch. Einige Jahre später malte Hans Holbein d.J. auf der Pfalz in Düren das bekannte Bildnis der Anna von Jülich-Kleve-Berg für ihren späteren (Fast-)Gatten, den englischen König Heinrich VIII. Im Januar 1531 erschien dann zum ersten Male der Mann, dessen zweiter Besuch, zwölf Jahre später, also im Jahr 1543, für die Stadt Düren so verhängnisvoll sein sollte - Kaiser Karl V. Sein zweiter Besuch war nicht friedlich, befand er sich doch im Streit mit dem Landesherrn, dem Herzog von Jülich. Der Eroberung Dürens durch des Kaisers Söldnertruppen folgte kurz darauf ein verheerender Brand, der die Stadt zum ersten Mal in ihrer Geschichte vollständig zerstörte.

 

Die Veranstaltung

Mit dem „Historischen Annamarkt“ werden die Besucherinnen und Besucher alle drei Jahre auf eine spannende Zeitreise in das Düren des ausgehenden Mittelalters versetzt. Der Annamarkt lässt die Zeit von 1501 bis 1543 wieder lebendig werden.

Zwei Mittelaltermärkte in der Innenstadt, ein Landsknechtslager und dazu ein umfangreiches Festprogramm sorgen von Freitag bis Sonntag für „spätmittelalterliche Atmosphäre“ in der Innenstadt. Dazu tragen auch die Vielzahl von Marktständen und die vielen hundert Akteure in historischen Kostümen bei. Ein Höhepunkt ist der historische Festumzug durch die Dürener Innenstadt, der den eindrucksvollen Einzug Kaiser Karls V. mit seinem prächtigen Hofstaat aus dem Jahr 1531 - dargestellt von der königlichen Gesellschaft OMMEGANG aus Brüssel - nachstellt. Auch viele historisch gewandete Gruppen aus dem gesamten Bundesgebiet, insbesondere aber auch aus Düren und der Region nehmen an Fest und Umzug teil.