Heinrich-Böll-Haus in Langenbroich

Seit der Gründung des Vereins "Heinrich-Böll-Haus Langenbroich e.V." im Jahr 1989 konnten inzwischen über 200 Schriftstellerinnen und Schriftsteller, bildende Künstlerinnen und Künstler, Komponistinnen und Komponisten aus Asien, Afrika, Lateinamerika, Südost- und Südeuropa in das ehemalige Wohnhaus der Familie Böll in der Eifel eingeladen werden.
Die bewährte Zusammenarbeit zwischen der Heinrich-Böll-Stiftung, der Stadt Düren und dem Land Nordrhein-Westfalen ermöglichte den aus vielfach bedrängten Situationen kommenden Gästen, für einige Zeit finanziell abgesichert und frei von staatlicher Kontrolle oder Verfolgung kreativ und ungestört arbeiten zu können. Zusätzlich konnte 2003 die Zusammenarbeit in einem europaweit entstandenen Netzwerk von Institutionen, die politisch verfolgten Autorinnen und Autoren Hilfe anbieten, konnte erfolgreich fortgesetzt werden.

 


 

Geschichte des Hauses

Torbogen des Heinrich-Böll-HausesIn den 1960er Jahren erwarb die Familie Böll eine denkmalgeschützte Hofanlage aus dem 17. Jh. im kleinen Eifeldorf Langenbroich (Gemeinde Kreuzau, Kreis Düren, Nordeifel). Hier, eine Autostunde von Köln entfernt, suchte und fand Heinrich Böll für sich und seine Familie einen Ort der Entspannung und Erholung, der gleichzeitig ein kreativer Arbeitsort für ihn und  Annemarie Böll wurde.
Hier empfingen sie Freunde, Kollegen und Politiker. Alexander Solschenizyn war nach seiner Ausbürgerung  aus der UdSSR im Februar 1974 wohl der berühmteste Gast.
Annemarie und Heinrich Böll sind hier 2004 bzw. 1985 verstorben.
Langenbroich und seine nähere Umgebung fand auch Eingang in Bölls Werk, etwa im Roman “Fürsorgliche Belagerung” (1979), in Essays wie “You enter Germany” (1966), “Die Juden von Drove” (1982) oder “Lauter Belästigungen” (1984).

Seit 1989 ist der von der Familie Böll zusammen mit Freunden, der Heinrich-Böll-Stiftung, der Stadt Düren und der Gemeinde Kreuzau gegründete Verein Heinrich-Böll-Haus Langenbroich e.V. Träger des Hauses. Die Absicht war, das Haus im Sinne des Literaturnobelpreisträgers zu nutzen und wiederzubeleben. Es sollte ein Freiraum für Künstlerinnen und Künstler geschaffen werden, die hier - aus bedrängten politischen Verhältnissen kommend - für eine bestimmte Zeit die notwendige Ruhe für ihre Arbeiten finden können. Dazu wurde das Haus nach Plänen von Vincent Böll umgebaut und die notwendigen Kosten wurden großzügig von der NRW-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege übernommen. So entstanden vier Gästewohnungen: zwei Wohnungen, die Familien Platz bieten, ein Appartement und eine Atelier-Wohnung.

Den Vorstand des Vereins bildeten bis Februar 2001 Annemarie Böll, Dieter Kühn und Josef Vosen. Viktor Böll, Karin Clark und Paul Larue bildeten bis 2009 den Vorstand des Vereins. Dem jetzigen Vorstand gehören an: Karin Clark, Paul Larue und Herbert Schmidt.

Der erste Gast im Heinrich-Böll-Haus Langenbroich, war im Juni 1990 der kurdische Schriftsteller Abdul Kadir Konuk - sein Besuch war der Auftakt für Aufenthalte von mittlerweile über 120 Künstlerinnen und Künstlern, für die das Haus zu einem Zufluchtsort wurde. Hier im Böll-Haus können die Gäste Abstand suchen, Muße und Konzentration finden. Gewährleistet wird dies durch eine mietfreie Wohnung für vier bis sechs Monate und ein Stipendium, das für diesen Zeitraum die Sorge um den Unterhalt nimmt.

Im Laufe der Jahre entstanden Verbindungen zu einem internationalen Netzwerk, das sich für politisch verfolgte und gesellschaftlich bedrängte Schriftstellerinnen und Schriftsteller einsetzt. Ihm gehören unter anderem die “Writers-in-Prison” und “Writers-in-Exile-Komitees” des P.E.N.-Zentrums Deutschland an.
Das Land Nordrhein-Westfalen unterstützt die politisch verfolgten Schriftstellerinnen und Schriftsteller durch den Heinrich-Böll-Fonds des Landes NRW.

Das Heinrich-Böll-Haus soll ein Ort sein, an dem sich Menschen aus verschiedenen Kulturen kennen lernen und austauschen können und so neue Kontakte und Eindrücke möglich werden.
Der Verein bemüht sich um die Vermittlung von Lesungen, Diskussionsveranstaltungen,  Seminaren und Ausstellungen, die über die kulturelle und politsche Situation in den Heimatländern der Gäste informieren. So kann im Sinne Heinrich Bölls ein Kulturaustausch auf einer persönlichen Ebene stattfinden.

In Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung e. V.

Heinrich-Böll-Stiftung

 


 

Patenschaften

Schriftstellerinnen und Schriftsteller sowie Künstlerinnen und Künstler haben weltweit oftmals einen schweren Stand. Es fehlt ihnen an den einfachsten Arbeitsvoraussetzungen und an den nötigen finanziellen Mitteln, um ihrer Profession voll und ganz nachgehen zu können. Schlimmer noch: Politische Zensur oder gar Verfolgung zwingen viele, ihre Heimat zu verlassen.

 


 

Stipendien

Die Dauer der Stipendien beträgt in der Regel vier Monate, die Höhe der Förderung liegt bei ca. 950 Euro monatlich.
Aus der Zielsetzung des Vereins ergibt sich, dass besonders solche Künstlerinnen und Künstler bevorzugt eingeladen werden, deren Schaffen meist aus politischen Gründen in ihren Ländern behindert oder gar verhindert wird.

Zur Bewerbung bitten wir, uns knapp gehaltene Angaben zur Person und Manuskriptproben von maximal 20 Seiten zu schicken, vorzugsweise auf Deutsch, Englisch, Französisch oder Spanisch. Gegebenenfalls werden wir aber auch Möglichkeiten finden, Texte anderer Sprachen zu bewerten. Wichtig ist uns der Hinweis, in welchem Zeitraum ein Stipendium in Anspruch genommen werden könnte.
Bewerbungen aus anderen Kunstsparten sollten durch entsprechendes Bild- bzw. Tonmaterial ergänzt werden.
Die Jury tagt mindestens zweimal im Jahr. Wir bitten gegebenenfalls um etwas Geduld. Alle Bewerbungsunterlagen bitte an folgende Adresse:


Stefan Knodel
Heinrich-Böll-Haus Langenbroich e. V.
Stadt Düren
52348 Düren

E-Mail boell-haus(at)dueren.de
Telefon: 02421 25-1346
Telefax: 02421 25-180 1375