HIOB nach Joseph Roth
20:00 - 23:00 Uhr
In seinem Jahrhundertroman von 1930 erzählt Joseph Roth die Lebensgeschichte Mendel Singers, eines Thora-Lehrers, der mit seiner Frau als viertes Kind den kranken Menuchim bekommt. Menuchims Leiden wird zur schweren Prüfung für die gesamte Familie. Ein ganzes Füllhorn an Schicksalsschlägen ergießt sich im Folgenden über Mendel. Joseph Roth erzählt die Familien-Geschichte in einer faszinierenden Sprache, die an die einfache und zugleich pathetische Sprache des Alten Testament erinnert. Doch bei allem Leid: nie kommt der lebensschlaue, jiddische Witz zu kurz. Eine Gefühlsachterbahn zwischen Lachen und Weinen ist diese Legende, die sich eben an die biblische Hiob-Geschichte anlehnt: auch Mendel droht alles, was ihm im Leben wichtig ist zu verlieren und bricht schließlich mit seinem Gott. Am Ende aber erkennt er den Sinn und seine eigentliche Aufgabe, was ihn wieder mit dem Leben versöhnt.
Es sind die Grundfragen des Lebens, an die uns diese Geschichte von zeitloser Aktualität und Schönheit erinnert. Und gerade in diesen Tagen kommt sie wie eine Parabel daher: eine Krise, die die Themen des Lebens entblößt.
Auf der Grundlage des Romans von Joseph Roth hat Martin Mühleis eine moderne Bühnenerzählung geschaffen. Und wer wäre besser geeignet, die Geschichte Mendel Singers zu erzählen, als Samuel Finzi. Der Akzent des Ostens ist sein Markenzeichen. Durch seine TV-Arbeiten und seit Til Schweigers Kinofilm "Kokowääh" kennt ihn ein breites Publikum. Sein Zuhause ist und bleibt aber das Theater.
Begleitet wird Finzi bei dieser Lesung von dem Musik-Duo „Gebrüder Glücklich“. Die Kombination aus Bratsche und Akkordeon verleihen der Geschichte den Sound des Schtetls. Und Samuel Finzi zieht mit ergreifender Authentizität den Zuschauer in den Bann dieser faszinierenden Saga, wie seit Jahrhunderten die großen, alten Erzähler.